„Die Fähigkeit, den Ort und den Zeitpunkt der Entleerung der Blase/des Darmes selbst zu bestimmen“ (WHO)
Daraus folgt, dass die INkontinenz die Unfähigkeit beschreibt, den Ort und den Zeitpunkt der Entleerung selbst zu bestimmen.
Es gibt unterschiedliche Formen der Urininkontinenz, also einer Störung in der Speicherfähigkeit der Blase. Die bekanntesten und häufigsten Inkontinenzformen sind die Belastungsinkontinenz, die Dranginkontinenz und die Mischinkontinenz.
Belastungsinkontinenz
Beim Husten, Niesen, Rennen, Springen oder etwa schwerem Heben gehen kleine oder auch größere Mengen von Urin ab. Die Belastungsinkontinenz ist auch als Stressinkontinenz bekannt, wobei der Begriff Stress auf das englische Wort „(to) stress“ zurückgeht, was auch Belastung bedeutet.
Ursachen für die Belastungsinkontinenz können vielfältig sein. Grund für den Urinverlust ist aber immer ein Anstieg des Drucks im Bauchraum bzw. im Becken (durch eine Belastung) und ein Unvermögen der Muskulatur, gegen diesen Druckanstieg den Verschluss der Harnröhre zu sichern (siehe normale Blasenfunktion).
Natürlich ist es am besten, man findet heraus, warum der Verschluss nicht mehr richtig funktioniert. Denn dann kann man das Problem am Schopf packen.
Wenn die Blase durch eine Senkung etwas tiefer rutscht und der Blasenhals somit den Verschlussdruck der Harnröhre verringert, kann es sein, dass immer wieder kleine Mengen Urin in die Harnröhre laufen und somit „in die Hose gehen“.
Normalerweise ist die Harnröhre (vor allem der untere Teil) fest mit der vorderen Wand der Vagina verwachsen und gestützt und wird zusätzlich durch Bänder vorne am Schambein festgehalten. Aktiviert der äußere Schließmuskel der Harnröhre – was von uns willentlich gesteuert werden kann -so schnürt dieser zum einen die Harnröhre zu, zum anderen zieht er die Harnröhre leicht nach hinten Richtung Steißbein. Da die Harnröhre aber festgehalten wird, kommt es dadurch zusätzlich zu einer Kneifbewegung, vergleichbar mit dem Abknicken eines Gartenschlauchs. Der Urin kann nicht fließen.
Wurde durch zum Beispiel eine Entbindung dieser komplexe Apparat beschädigt, dann kann sich eine Belastungsinkontinenz entwickeln. Die harnröhrenfixierenden Bänder (Ligamenta Pubourethrale) könnten ausgeleiert oder sogar ausgerissen sein, ebenso kann es zu Verletzungen des Levator Ani Muskels kommen. Die daraus entstehenden Schwächen im Beckenboden können zu einer Belastungsinkontinenz führen.
Aber auch Östrogenmangel als Folge der Wechseljahre lässt das Bindegewebe im Beckenraum weicher werden und nimmt somit nötige Stützkraft. Zudem können starke Gewichtszunahme (mehr Druck nach unten) als auch Gewichtsabnahme (Fettgewebe ist Stützgewebe) eine Belastungsinkontinenz hervorrufen.
Dranginkontinenz
„Nur zur Sicherheit“ nochmal schnell aufs Klo, jede Toilette in der Innenstadt bekannt und ständig die Angst das doch was in die Hose geht. Das sind Zeichen für die Überaktive Blase oder Dranginkontinenz.
Ein zu kleines Blasenvolumen (das gerne auch antrainiert sein kann), falsches Toilettenverhalten, neurologische Erkrankungen, Senkungen der Beckenorgane … die Ursachen für eine Dranginkontinenz sind ebenso vielfältig wie die der Belastungsinkontinenz.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass häufiges Wasserlassen am Tag und in der Nacht mit kleinen Urinmengen, Erhöhung des Drangs bei bestimmten Triggern (z.B. Wasserplätschern, Aufregung etc.) und eventueller Urinverlust auf dem Weg zur Toilette zu den typischen Symptomen der Dranginkontinenz gehören.
Füllt sich die Blase mit Urin aus den Harnleitern, so empfangen Rezeptoren im Blasenboden den Füllstand der Blase und geben diesen an das Gehirn weiter (siehe normale Blasenfunktion). Ist die Blase ausreichend gefüllt, kommt das Signal zur Entleerung. Normalerweise kann eine Blase zwischen 350-500ml Urin speichern, bevor es zur Toilette gehen muss. Bei der Dranginkontinenz können verschiedene Mechanismen gestört sein, was zu einem erhöhten Drang und Toilettengang führt.
Ist die Blase zu klein, kommt es schneller zum Signal „Blase leeren“. Da die Blase ein Muskel ist, der trainiert und gedehnt werden kann, ist eine Blasenkapazität ebenfalls trainierbar. Geht man ständig zu früh zur Toilette, gewöhnt sich der Muskel an einen niedrigen Füllstand und der Drang wird früher ausgelöst.
Kommt es aufgrund von Senkungen im Becken zu einer Absenkung des Blasenhalses, bekommen einige Rezeptoren mehr „Druck“ als andere. Somit wird eine falsche Befüllung gemeldet – der Drang wird ausgelöst, obwohl die Blase noch nicht vollständig gefüllt ist.
Mischinkontinenz
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um eine Kombination aus Drang- und Belastungsinkontinenz. Dabei kann die ein oder andere Form dominieren.