Ich bin im Juni 1985 in Oberhausen geboren und in Duisburg und Dinslaken aufgewachsen.
Von 2005 - 2010 absolvierte ich mein Studium der Physiotherapie an der SAXION Hogeschool in Enschede, Niederlande. Nach einem Auslandspraktikum in Australien schloss ich mein Studium mit dem Bachelor of Sience ab.
Seit meinem Abschluss habe ich diverse Zusatzqualifikationen erworben. Darunter die der Manualtherapeutin, Lymphtherapeutin und Pilatestrainerin.
Nach der Geburt meines Sohnes im Oktober 2015 merkte ich, dass ich mit meiner bisherigen Kenntnis über den weiblichen Körper bei meinen persönlichen körperlichen Schwierigkeiten nicht weiter kam. So absolvierte ich zunächst die Fortbildung BM-Balance und entschied mich im Anschluss für die Ausbildung zur Beckenbodentherapeutin der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie-Geburtshilfe-Urologie-Proktologie des Zentralverband der Krankengymnasten (AG GGUP), auch bekannt als Physio Pelvica. Mit Beginn der Fortbildung veränderte sich meine Einstellung zu meiner Tätigkeit als Physiotherapeutin enorm und ich gehe mit großer Motivation und Leidenschaft an das Thema "Beckenboden-Inkontinenz-Organsenkung".
Für mich steht das Verstehen der Problematik im Vordergrund. Frustration und Wut über das Nicht-Begreifen der eigenen Situation hemmen oftmals den Weg zur Verbesserung und ich möchte betroffene Frauen gerne auf ihren Weg begleiten, den eigenen Körper und dessen Funktion zu erfassen und nachvollziehen zu können.
Meine Geschichte
Als ich 2015 mit meinem Sohn schwanger war habe ich gedacht „Du bist Physiotherapeutin und Pilatestrainerin und kennst dich mit dem weiblichen Körper aus. Die Entbindung machst du mit links!“
Als dann 24 Stunden nach dem Blasensprung noch immer kein Kind auf der Welt war, habe ich mir doch so meine Gedanken gemacht. PDA, geringe Wehentätigkeit und das Gefühl keine Kontrolle zu haben weckten in mir Ängste und Zweifel. Als dann die Hebamme sagte, die Saugglocke müsste helfen war mir klar, dass meine Vorstellung von „zweimal kräftig pressen und mein Sohn ist da“ absolut utopisch waren.
Der Gynäkologe hielt die Saugglocke, Hebamme und Kinderärztin drückten ihre Ellenbogen in meinen Bauch und mit der Ansage „Das ist die letzte Wehe – dann gibt es eine Notsectio“ kam dann endlich mein Sohn auf die Welt. Mit 38,5 cm Kopfumfang und der Faust neben dem Kopf.
Schon im Wochenbett merkte ich, dass mit meinem Beckenboden etwas passiert sein musste, denn ich hatte schon damals den Zugang, die Verbindung, verloren, ihn willentlich anzuspannen.
Erst dachte ich das gibt sich wieder, aber es blieb das Gefühl eines schwarzen, circa Tennisball großen Lochs in meinem Beckenboden.
Meine Gynäkologin untersuchte mich und meinte es sei anatomisch alles ok, der Beckenboden sei einfach schwach.
Ein Besuch bei einem anderen Arzt verpasste mir nur die Diagnose Belastungsinkontinenz. Da wusste ich aber selbst schon, dass ich beim Husten, Niesen, Hüpfen und Rennen Urin verliere. Manchmal so stark, dass ich nicht nur für meinen Sohn, sondern auch für mich immer Wechselsachen dabeihatte.
Eine Freundin in Australien, selbst Beckenbodentherapeutin, bot mir an ein Anamnesegespräch per Telefon zu führen (das war 2020) und sie erwähnte erstmals die Möglichkeit, dass bei mir etwas abgerissen sein könnte. Doch wer sollte ihre Annahme bestätigen?
Meine Frustration und Verzweiflung wurden immer größer. Joggen war ohne Hilfsmittel nicht durchzuführen und selbst dann kam es vor, dass ich mit nasser Hose durch den Wald rannte. Mein Sohn lernte Fahrrad fahren und anstatt mich über seinen Fahrerfolg zu freuen, musste ich mich erstmal umziehen gehen. Zudem kam die Wut über mich selbst, da ich ja anscheinend zu blöd war eine Verbindung zu meinem Beckenboden her zu stellen.
Die Erlösung kam im Februar 2021, als meine beste Freundin in Wiesbaden einen Radiobericht über einen Urogynäkologen in Alzey, Rheinland-Pfalz, anhörte der anscheinend einiges zum Thema Beckenboden und Inkontinenz wusste: Dr. Rainer Lange. Ich machte mir in seiner Praxis einen Termin und fuhr im April 2021 (genau fünfeinhalb Jahre nach der Entbindung) dorthin – allerdings ohne große Erwartungen. Befürchtete ich doch, dass auch er mir sagen würde „Damit müssen Sie leben, das ist nach einer Entbindung nun mal so!“
Aber weit gefehlt. Ein Gespräch und eine Ultraschalluntersuchung später eröffnete mir Dr. Lange: mein Beckenboden ist ein beiden Seiten des Schambeins abgerissen – eine Folge der Geburt und bei 10% - 30% der Frauen, die vaginal Entbinden, eine Begleiterscheinung.
Die Diagnose hat mich nicht schockiert, sondern eher erleichtert. Denn ich weiß nun, dass es nicht an mir, an meinem Verstand oder Willen liegt, dass ich den Kontakt zu meinem Zentrum verloren hatte.
Eine Heilung ist nicht möglich, das Gewebe kann nicht wieder angenäht werden. Doch kann durch intensives Beckenbodentraining, Biofeedback, Elektrotherapie und Pessartherapie der Beckenboden unterstützt werden und somit verhindern, dass die Schwäche schlimmer wird und es zu schweren Organsenkungen kommt.
Heute habe ich durch konsequentes Beckenbodentraining – vor allem durch Biofeedback und Elektrotherapie- wieder ein Gefühl für meinen lädierten Beckenboden. Ich weiß, dass es nie mehr so sein wird wie früher, aber ich weiß auch, dass es Möglichkeiten gibt, die mich im Alltag unterstützen.
Heute kann ich sogar sagen, dass ich dankbar bin für meine Erfahrungen, denn das macht aus mir eine empathische Therapeutin, die weiß, wovon sie spricht.